DISCOVER HISTORY KAPITEL 4:

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Nach der Eroberung des Aargaus im Frühling 1415 galt es, die annektierten Gebiete unter den eidgenössischen Orten aufzuteilen. Der westliche Teil des Aargaus war fortan Untertanengebiet der Berner, der nordöstliche Teil – die Grafschaft Baden – und der südöstliche Teil – das Freiamt – wurden von den eidgenössischen Orten gemeinsam regiert. Das heute ebenfalls zum Kanton Aargau gehörende Fricktal blieb habsburgisch. Aufgrund dieser Einteilung gilt das Jahr 1415 als Geburtsstunde der noch heute die Identität des Aargaus prägenden Regionen.



Die Ablösung der Herrschaft der Habsburger durch die Eidgenossen führte nicht zu einer eigentlichen «Befreiung» des Aargaus. Die neuen Machthaber stellten sich einfach an die Stelle der alten und übernahmen vorläufig die bestehenden Herrschaftsstrukturen. 
Die Grafschaft Baden und das Freiamt wurden von den eidgenössischen Orten gemeinsam verwaltet. Im Freiamt erschien dreimal jährlich der jeweils von den eidgenössischen Orten abgesandte Landvogt. In Baden residierte der ebenfalls im Turnus delegierte Landvogt jeweils für zwei Jahre im Landvogteischloss. Auf lange Sicht kam es im Berner Aargau, zu dem u.a. Zofingen, Aarau, Lenzburg und Brugg gehören, zu den grössten Veränderungen. So gelang es den Bernern, im Verlauf von mehr als dreihundert Jahren die herrschaftlichen Rechte lokaler Herrscher fast vollständig aufzukaufen oder an sich zu reissen. Nochmals einen ganz anderen Verlauf nahm die Geschichte im nördlichen Aargau. Das Fricktal mit den Waldstädten am Rhein wurde nicht erobert und blieb weiterhin habsburgisch. 
Diese Aufteilung in vier Herrschaftsgebiete blieb bis 1798 und der Ausrufung der Kantone Aargau, Baden und Fricktal erhalten. Nochmals fünf Jahre später wurde – im Rahmen der von Napoleon einberufenen Helvetischen Consulta – der Kanton Aargau gegründet. Napoleon schuf damit ein aus vier völlig unterschiedlichen Landesteilen bestehendes Gebilde, dessen Bewohner wenig Gemeinsamkeiten und keine gemeinsame Vergangenheit hatten. 
Diese Vielgestaltigkeit des Aargaus ist noch heute spürbar, etwa in Form der verschiedenen Dialekte oder eines fehlenden Zentrums. Dies hat zur Folge, dass es 200 Jahre nach der Kantonsgründung immer noch einen ausgeprägten Regionalismus gibt. Die Bezirke Baden, Bremgarten und Zurzach sind stark auf den Kanton Zürich ausgerichtet. Der Bezirk Rheinfelden richtet nach Basel aus, der Bezirk Muri nach Zug und Luzern, der Bezirk Zofingen Richtung Olten und Bern. Doch was als Defizit interpretiert werden könnte, ist zugleich eine Stärke. Oder in den Worten des Aargauer Historikers Bruno Meier: «Die Heterogenität der Regionen hat dem Ganzen nicht geschadet; oder umgekehrt: Der Kanton in seiner heutigen Form ist auch Garant für die Vielfalt der Regionen. Auch innerhalb der Schweiz hat der Aargau eine wichtige Bedeutung. Er ist der Raum zwischen den grossen Zentren. Er trennt und verbindet; der Aargau ist seit Jahrhunderten das Gebiet «dazwischen», wo mehr Innovation entsteht als in den starren Zentren.»

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