DISCOVER HISTORY KAPITEL 6:

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DIE HABSBURG ALS STARTPUNKT FÜR DEN AUFSTIEG ZUR WELTMACHT 

Schloss Habsburg ist die namensgebende Stammburg der Habsburger. Zwischen 1020 und 1030 wurde der Grundstein für die spätere Dynastie gelegt. Wer aber waren die Habsburger, woher kamen sie und wie gelangten sie zur Weltmacht und Königswürde? Was geschah mit der Burg nachdem die Habsburger die schlichte Grafenburg verliessen und schliesslich im prunkvollen Kaiserschloss Schönbrunn residierten?

Doch zuerst zum Anfang der Geschichte. Soll man der Legende glauben, so war die Stelle, wo später die Habsburg gebaut wurde, rein zufällig gewählt. Graf Radbot soll an diesem Ort um 1020 seinen bei der Jagd verloren gegangenen Habicht wiedergefunden haben. Die Lage auf dem Wülpelsberg war strategisch günstig, mit Blick auf die Flussübergänge der Aare und als Machtsymbol weithin sichtbar. Die Burg erhielt den Namen «Havichsberch» und Radbots Enkel Otto II. nannte sich als Erster der Familie «Graf von Habsburg».

Wohnen auf der Burg war nicht bequem
Die Vordere Burg wurde zwischen 1020 und 1030 erbaut. Ursprünglich bestand sie lediglich aus einem Steinhaus. Um 1070 kamen der Ostturm und der Nordturm hinzu. Das Wohnen auf der Burg war wenig behaglich. Die Fenster waren unverglast, Ess-, Wohnräume und die Abortanlagen waren oft nicht getrennt voneinander. Die Grabungsfunde (Speiseabfälle, Bargeld, Glasobjekte) lassen auf die für die damalige Zeit gehobene Lebensweise der Frühhabsburger schliessen. Mit dem Ausbau der Habsburg im späteren 11. Jahrhundert entstand für damalige Verhältnisse eine erstaunlich stark und fortschrittlich befestigte Anlage. Sie bestand aus neuen Ringmauern in gestaffelter Anordnung und aus Türmen in beherrschender Stellung. Im 13. Jahrhundert war ausserhalb der südlichen Hofmauer eine Zisterne angelegt, in der das Dachwasser des Torhauses gesammelt wurde. Die Zisterne stellte so einen Teil der Wasserversorgung der Burg sicher. Im 13. oder 14. Jahrhundert wurde sie in ihrer ursprünglichen Funktion aufgegeben. Ab dem 16./17. Jahrhundert diente sie gar als Abfallgrube.

Die Hintere Burg steht noch heute
Die Hintere Burg ist eine in sich geschlossene kleine Burganlage mit Innenhof. Ihr ältestes noch erhaltenes Bauwerk ist der kleine Turm, der aus dem späten 11. oder frühen 12. Jahrhundert stammt. Mit dem Ausbau der Hinteren Burg im Westen entstanden ab 1200 der grosse Turm und die Ringmauer. Nach 1230 wurde mit der Errichtung von Palas und Hofmauer die heute noch bestehende Burganlage der Hinteren Burg geschaffen. Ab dem 16. Jahrhundert wurden Palas und Innenhof mehrmals umgestaltet. Der aktuelle Innenausbau entstammt einem neuzeitlichen, nicht genau datierbaren Umbau und den Renovationen ab 1866.

Die Adeligen beten im Obergeschoss, das Gesinde im Untergeschoss
Im Burghof waren in der Gründungszeit vermutlich kleine einräumige Holzhäuser für Gesinde, Vieh und Vorräte untergebracht. Im südlichen Teil des Burghofs stand ab dem frühen 12. Jahrhundert eine zweigeschossige Burgkapelle, die dem Heiligen Nikolaus geweiht war. Im Obergeschoss der Kapelle feierten die Habsburger und ihre adeligen Dienstleute den Gottesdienst, wahrend das untere Geschoss der Messfeier des Gesindes vorbehalten war. Die Kapelle blieb bis zur Reformation 1529 in Funktion, 1650/1670 wurde sie abgebrochen.

Der tiefste mittelalterliche Brunnen der Schweiz steht auf der Habsburg
Der Sodbrunnen ist der tiefste mittelalterliche Brunnen der Schweiz. Er diente zur Wassergewinnung aus dem Grundwasser. Durch ihn war die Wasserversorgung der Burg auch in Notzeiten gesichert. Das Wasser musste täglich in Holzeimern hochgezogen werden. Der Sodbrunnen wurde um 1100 erbaut. Der Schacht wurde mit Hammer und Meissel aus dem Jurakalkstein ausgehauen, bis man auf einsickerndes Grundwasser stiess. An seiner Mündung ist der Brunnen 2,9 Meter lang und 2,4 Meter breit. Seine Gesamttiefe beträgt 68,5 Meter. Bei den archäologischen Grabungen wurden lediglich 30 Meter ausgehoben, die Gesamttiefe wurde mit einer Bohrung sondiert.

Die Habsburger verlassen die Burg
Die Habsburg war ab 1230 für das aufstrebende Grafengeschlecht nicht mehr geeignet. Die Burg wurde in der Folge an Dienstadelige verliehen. Das vordere Burglehen ging an die Herren von Wülpelsberg, das hintere an die Truchsessen von Habsburg Wildegg. Um 1300 gelangte die Burg von den Herren von Wohlen zu den Herren von Greifensee, danach an die Familie Segesser und von dieser an das Kloster Königsfelden. Die Habsburger dehnten ihre Macht über den ganzen Aargau mit seinen dreizehn historischen Städten aus. 1415 eroberten Eidgenossen die habsburgischen Stammlande. Nach der Klosteraufhebung 1528 fiel die Habsburg in den Besitz der Stadt Bern und wurde von Hofmeistern in Königsfelden verwaltet.

Wissenswertes zu den Habsburgern auf Knopfdruck
Heute präsentiert eine Ausstellung im Turm den Alltag auf der Burg. Antwort auf die Frage «Wie legten die Frühhabsburger den Baustein zu Macht, Königswürde und einem Reich, in dem die Sonne niemals unterging?» gibt die Audiotour «Habsburger Königsweg». An sechs Stationen auf der Ruine und in der Burg ertönen per Knopfdruck Hörspiele. Die Inhalte basieren auf historischen Tatsachen. Die Dramaturgie ist so aufgebaut, dass der Besucher quasi ebenfalls auf einem Aufstieg sich die Geschichte(n) erschliesst. Die erste Station ist vor dem ältesten Teil der Burganlage platziert. Danach steigt man auf die Ruine, wo die Aussicht auf die Umgebung besonders eindrücklich ist und die strategische Lage der Burg offenbar wird. Vier weitere Stationen befinden sich in der Burg. Am letzten Posten schaut man über die Ruine und durch ein spezielles Guckfenster fällt der Blick in ein Szenenbild der Burg vor rund 900 Jahren. Zusätzlich zur Audio-Tour vermitteln neun Bild- und Texttafeln die Baugeschichte der einstigen Doppelburg. Die Tour ist während den Öffnungszeiten der Habsburg frei zugänglich.

Weitere Informationen unter www.ag.ch/habsburg

Kontakt 
Thomas Rorato, stellvertretender Direktor und leitender Kurator Museum Aargau [javascript protected email address], Tel. 062 888 48 54 / 079 583 36 19
Edith von Arx, Leiterin Marketing & Kommunikation Museum Aargau 
[javascript protected email address] Tel 062 887 12 10 / 079 707 74 92

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